Hotel am Michel
Hamburg

Der Baukörper des Boarding-Hauses und Hotels am Michel passt sich in den städtebaulichen Kontext der Hamburger Neustadt mit einer angemessenen eigenen Prägung ein. Das Gebäude nimmt Bezug auf das vornehme Understatement der Hamburger Architekturgeschichte und schafft dennoch eine prägnante, eigenständige Haltung.
Die grundsätzliche Kubatur, Höhenentwicklung, Grundrissgestaltung und Raumausnutzung wird beibehalten. Ausgehend von den Vorgaben des Wettbewerbs werden die vorgegeben Volumina durch präzise geometrische Operationen verändert und damit gestalterisch aufgewertet. Die Konturen des Gebäudes werden weich. Der Baukörper zerfällt nicht mehr in verschiedene Teile, sondern wird zu einer homogenen, durch Klinker geprägten Figur, die mit subtilen Gestaltungsmittel akzentuiert wird.
Das Entwurfskonzept basiert auf horizontalen, geschosshohen Bändern, die sich an drei strategisch wichtigen und prominenten Bereichen leicht voneinander absetzen und damit einen plastischen Baukörper herausbilden. Eingang und Foyer springen zurück und schaffen so eine einladende, öffentliche Situation. Die Klinkerfassade wird zugunsten einer Glasfassade zurückgenommen und öffnet sich zum städtischen Raum.
Aus dem geometrischen Prinzip der Verschiebung von Geschossen entwickelt sich ebenso die Logik der Staffelgeschosse und damit auch eine attraktive fünfte Fassade.
Die dem Michel zugewandte Ecke zeigt eine minimale Verschiebung der einzelnen Geschosse, so dass der Baukörper an dieser stadträumlich prominenten Situation mit zurückhaltenden Mitteln akzentuiert wird.
In der Wahrnehmung entsteht eine subtile Veränderung von Licht, Schatten und Blickbeziehungen.

Die Materialstrategie vereint unterschiedliche architektonische Maßstäbe: zum einen das Detail, zum anderen die städtebauliche Dimension. Das Boarding-Haus und Hotel am Michel soll Teil der Stadt sein und zugleich für eine eigene, zeitgemäße Interpretation eines städtischen Gebäudes stehen.
In der Tradition von hamburgischen Architekturen wie Fritz Högers Chile-Haus wird eine architektonische Kubatur durch den Versatz von einzelnen Klinkerformaten entwickelt. Entsprechend dem Leitbild des „roten“ Hamburgs wird roter Klinker eingesetzt. Die auf Versatz gemauerte Ecke in Richtung Michel schafft ein subtiles Schattenspiel, das sich im Zyklus der Tages- und Jahreszeit verändert.
In einer Variation des roten Klinkers werden hell glasierte Ziegel in der Fassade eingestreut, analog zur Baukörperhöhe mit zunehmender Anzahl.
Durch diesen vertikalen Verlauf löst sich das Gebäude gewissermaßen nach oben hin auf und bewirkt gegenüber dem Kontext trotz seiner Baumasse eine visuelle Leichtigkeit.
Die Proportion der Fassade wurde so entwickelt, dass der geforderte großzügige Fensteranteil (raumhohe Fenster mit Öffnungsflügeln zum Reinigen) mit der Solidität eines steinernen, städtischen Hauses harmonieren. Dieser gestalterische und städtebauliche Ansatz ist zugleich ein energetisches Argument: Die Lochfassade hat einen Öffnungsgrad von 31% und generiert damit positive Effekte auf die Energiebilanz des Gebäudes und den Lärmschutz für die Gäste. Es entsteht ein optimales Verhältnis zwischen Energieeintrag und großzügiger Öffnung.
Die Fassade ist eine standardmäßige, hinterlüftete Mauerwerksfassade, die sich im vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmen bewegt. Die geforderten U-Werte werden mit dem aufgezeigten Materialien und Aufbauten deutlich verbessert. Wesentlicher Faktor für die Energiebilanz des Gebäudes ist damit nicht mehr die Fassade, sondern die Klimatisierung. Die strukturelle Nachhaltigkeit im Sinne des Lebenszyklus wird über die Dauerhaftigkeit des Materials Klinker gewährleistet.